Die Gaspreise im Großhandel haben am Montag (22. August) einen neuen bitteren Rekord erreicht. Eine Megawattstunde Gas kostete 282 Euro (Dutch TTF Gas Futures). Mitte August 2021 wurden dafür 26 Euro fällig, wie „Check24“ mitteilt. Ein Plus von fast 1000 Prozent!
Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check 24, warnt Verbraucher: „Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen.“
Hintergrund: Der durchschnittliche Gaspreis für Verbraucher erreichte bereits im August einen neuen Rekord. Ein Musterhaushalt (20 000 kWh) zahlte im Schnitt 3717 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 18,6 ct pro kWh. Im August 2021 kostete die gleiche Menge Gas noch 1306 Euro – ein Plus von 185 Prozent.
Mit der von der Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) und der Ampel-Koalition verkündeten Mehrwertsteuersenkung auf sieben Prozent verringern sich die Kosten um rund 375 Euro auf 3342 Euro. Im Vergleich zum August 2021 liegt die Steigerung dann aber immer noch bei heftigen 156 Prozent.
Die Bundesnetzagentur hat am Montag ihren „Lagebericht Gasversorgung“ aktualisiert.
Die Befunde lesen sich zum Teil dramatisch, aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer.
So heißt es: „Die Lage ist angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden.“
Für Oktober gibt es bereits 110 Fälle von Gaspreiserhöhungen in der Grundversorgung, wie Check24 mitteilt. Betroffen seien davon rund 800 000 Haushalte. Im Oktober betragen die Erhöhungen demnach im Schnitt 86,5 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal des Jahres.
Obwohl Gasgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 659 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt, heiß es.
Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 59 Prozent und betreffen gut 3,4 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 kWh bedeutet dies zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1086 Euro pro Jahr.
Gründe für gestiegene Preise: Gazprom hat eine erneute Abschaltung der Pipeline Nord Stream 1 angekündigt, Unsicherheiten, wie mögliche Gastransit-Stopps aufgrund von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, Energiesanktionen oder Gasimport-Stopps aus Russland lassen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp.
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