Die neue Wärmeversorgung ist auf drei Säulen aufgebaut.Heizenergie verbrauchen vor allem die Studentenwohnheime, die Mensa und das Rechenzentrum.Das neue Kraftwerk soll in Lehre und Forschung eingebunden werden.
Aus dem alten Schornstein ist seit Jahrzehnten kein Rauch aufgestiegen. Der riesige Schlot steht neben dem ehemaligen Heizhaus der Hochschule Nordhausen. Ein Klinkerbau, der sichtlich in die Jahre gekommen ist. Auf dem roten Ziegelstein ist Graffiti gesprüht, das große Fenster hat kein Glas und schwarzer Teer quillt aus den Fugen. In den alten Kohlebunkern wachsen Bäume aus bröselndem Beton.
Der Schornstein des alten Heizhauses.
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Das alte Heizhaus wurde in den 50er-Jahren gebaut. Zu DDR-Zeiten verbrannten zwei Heizkessel Kohle, um Wärme für die Ingenieursschule für Landtechnik zu erzeugen. Mit dem Ende der Bildungseinrichtung hatte Mitte der Neunziger auch das Heizhaus ausgedient.
Doch ausgerechnet die Energiewende soll dem Kohlehaus neues Leben einhauchen. Von hier aus sollen die Heizungen in den Seminarräumen und Hörsälen nahezu klimaneutral versorgt werden. Auch ein Anteil Strom soll damit auf dem Campus erzeugt werden. Ein energietechnisches Großprojekt, das im Thüringer Infrastrukturministerium und im Wissenschaftsministerium entwickelt wurde, sagte Professor Viktor Wesselak. Er begleitet das Projekt für die Hochschule Nordhausen.
Professor Viktor Wesselak leitet das Institut für regenerative Energietechnik. Er steht vor dem alten Kohlebunker des Heizhauses.
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Ein grünes, aber komplexes Energiesystem
Damit es in den Studentenwohnheimen warm bleibt, soll die neue Versorgung auf drei Säulen stehen. Zum einen soll Wärme in zwei Biomasse-Heizkesseln produziert werden. Einer für Hackschnitzel, der andere für Pellets. Die zweite Säule bildet nachhaltig-produzierte Fernwärme der Stadtwerke Nordhausen. Die Energieversorgung Nordhausen GmbH (EVN) betreibt eine Biomethananlage am Stadtrand, nur wenige Kilometer entfernt. Die dritte Säule ist ein Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme einspeist. Alle drei Komponenten sollen in dem alten Heizhaus unterkommen. Dabei soll die neue Energieversorgung nur noch einen Bruchteil fossilen Gases benötigen.