Es knarzt und quietscht. Zimmermann Alexander Müller wuchtet ein Stemmeisen hinter eines der Fassadenbretter und löst es vom Untergrund. Das Brett ist morsch, die Nägel sind rostig. Unübersehbar: Hier hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Hier, das ist die Kirche des Ortes Elend im Oberharz. Sie gilt als kleinste Holzkirche Deutschlands. Wunderschön gelegen steht sie mitten im Ort auf einer großen Wiese, auf der gerade der Löwenzahn blüht. Doch wo es sonst eher romantisch zugeht, haben jetzt laute Handwerker das Sagen.
Ihre Arbeitsgeräusche klingen für Holger Launitz wie Musik. Er freut sich, dass das kleine Gotteshaus endlich saniert wird. Dafür haben Launitz und seine Mitstreiter des Vereins “Kleinste Holzkirche Deutschlands” lange gekämpft. Und die Kirche hat es bitter nötig: Launitz zeigt auf marode Balken, auf morsche Bretter und Bohrlöcher von Holzschädlingen. Der Verein hatte sich gegründet, um die Sanierung der Kirche voranzubringen. Seit zwei Jahren gehört ihm das Kirchlein sogar.
Mehr als 100.000 Euro Sanierungskosten
Die 42 Vereinsmitglieder haben in den vergangenen Jahren nichts unversucht gelassen, um Geld für die Sanierung aufzutreiben. Sogar Bienen wurde extra angefahren, die dann auf der Kirchwiese Nektar sammelten. Ein Teil des Erlöses des Holzkirchen-Honigs kam der Kirche zugute. Mehr als 100.000 Euro wird die Sanierung kosten. Der größte Teil davon wird durch das europäische Förderprogramm “Leader” aufgebracht. Den Eigenanteil von rund 30.000 Euro zahlt Verein.
Die Bürger hier wollen die Kirche erhalten. Sie ist ein Anziehungspunkt für den Ort und wir wollen, dass sie ein Treffpunkt für die Menschen hier in Elend und der Region wird.
Das war auch schon 1897 so, als die Kirche mit dem Geld der Einwohner gebaut wurde. In Elend war man arm damals. Wohl auch deshalb wurde es eine sehr kleine Kirche. Sie misst gerade mal fünf mal elf Meter im Grundriss und bietet Sitzplätze für 90 Personen. Doch die Kirche war den Menschen schon damals wichtig und ist es heute noch.
Wiedereinweihung im Herbst geplant
So sind nun endlich die Handwerker da, Zimmerleute wie Alexander Müller. Sie montieren eine neue Fassadenverkleidung mit einer Hinterlüftung, sagt er. Auch am Turm müssen etliche Bauteile ausgetauscht werden. Doch jetzt lösen Müller und seine Kollegen erst einmal die Bretter der Wände, machen die kleine Kirche sozusagen nackt – und siehe da: Die Holzkirche ist eigentlich eine Fachwerkkirche mit Holzverkleidung. Trotzdem schön, nur leider eben derzeit marode.
Auch im Innern erfährt die Holzkirche von Elend eine Schönheitskur. Die Kirchenbänke sollen überarbeitet, Heizung und Elektrik erneuert werden. Dass die Fassadenverkleidung geöffnet ist, will der Förderverein nutzen. So können die Kabel einfacher verlegt werden.
Es wird nun also richtig rangeklotzt in Elends Kirche. Vier bis fünf Monate werden die Arbeiten dauern. Die Wiedereinweihung wird wohl im Herbst stattfinden, schätzt Holger Launitz. Es wäre das schönste Geschenk zum 125. Geburtstag der kleinsten Holzkirche Deutschlands.
Autor: MDR Harz
Quelle: MDR Harz