2007 zieht sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern nach Rumänien. Sie will die Hilfsgüter vor Ort selbst verteilen. Jenny konzentriert sich vor allem auf die Kinder – und gründet eine Schule. Der Deal mit den Eltern heißt: Wenn die Kinder nicht betteln gehen, sondern zur Schule kommen, gibt es Essen. Für die gesamte Familie. “Ein Deal im Brecht’schen Sinne: Erst das Fressen, dann die Moral.”
Doch Moral ist hier etwas Anderes, als im wohlhabenden Westeuropa. Die Menschen hungern und tun oft fragwürdige Dinge, nur um zu überleben: “Nie vergessen werde ich zum Beispiel den Fall von Flavia. Er treibt mir heute noch tausend Tränen in die Augen”, meint Jenny Rasche.
Flavia, ein vierjähriges Mädchen, verbrennt in ihrer Hütte – alleingelassen von ihrer Mutter, die tagelang auf Betteltour ist.
Aufbau eines Tageszentrums und einer Schule für die Roma Kinder
Jenny macht diesen Fall öffentlich. Viele Menschen sind erschüttert und spenden. Mit diesen Geldern will Jenny vor Ort ein Tageszentrum für vernachlässigte Roma-Kinder aufbauen. “Für Flavia kann ich nicht mehr kämpfen, ich kann aber für Kinder wie Flavia kämpfen.” 2011 wird das Zentrum eröffnet. Jenny gelingt es, fast alle Kinder der Roma-Siedlung in eine Ganztagsschule und somit in einen geregelten Alltag zu integrieren.
Einige Kinder begleitet Jenny von Anfang an, zum Beispiel Daniel und Milut. Seit der ersten Klasse sind die beiden in Jennys Schulprogramm. Zuerst sind sie nur Banknachbarn, später werden sie beste Freunde. Das ist bis heute so geblieben.
Beide Jugendliche leben ohne Eltern, schlagen sich alleine durch. Dani muss auch seine zwei kleinen Schwestern versorgen. Jenny gibt ihnen Essen, schickt sie zur Schule, hilft im Alltag.
Ich habe mein ganzes Leben auf die Kinder hier ausgerichtet, sie sind mir genauso wichtig wie meine leiblichen Kinder.
Autor: MDR Harz
Quelle: MDR Harz