
Die Waldbrandsaison 2022 hat im Landkreis Harz gezeigt, wie wichtig eine frühe Branderkennung und -lokalisierung für die zielgerichtete Entsendung von Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehren ist. Dazu gibt es eine ganze Reihe an Maßnahmen die auf Anregung der Harzer Feuerwehren bereits umgesetzt wurden. So fliegt schon seit 2021 auf entsprechende Initiative von Kreisbrandmeister
Kai-Uwe Lohse und dem Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes Karl-Heinz Banse der Feuerwehrflugdienst Niedersachsen vom Landesfeuerwehrverband Niedersachsen e.V. auch über den östlichen Teil des Harzes.
Ergänzend dazu beschäftigten sich die Kameraden der Feuerwehren mit der Früherkennung durch Satelliten. Die „Future Forest Initiative“ hat dazu verschiedene Projekte vorgestellt. Gemeinsam mit Marcus Plättner, Mitgründer der „Future Forest“, und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Alexander Beck wurde ein satellitengestütztes Sensorsystem getestet und bereits Anfang September der Brand am Brocken aufgezeichnet und ausgewertet.
Einer der Projektpartner die Firma „ORORA Technologies“ bietet dieses System mit 23 relevanten Satelliten im Erdorbit an und ermöglicht somit die frühzeitige Erkennung von Bränden im Harz. Nach einer mehrmonatigen Testphase überwacht das System inzwischen vollständig den Landkreis Harz und erkennt Feuer von 10×10 Meter-Größe. Diese werden anschließend an die Feuerwehr gemeldet, um effektiv Einsatzkräfte zu entsenden.
Doch nicht nur für die Früherkennung ist das System geeignet. Auch für die Einsatzführung in der Technischen Einsatzleitung des Landkreises können datenbasierte Einsatzentscheidungen getroffen werden. Zu diesem Zweck wurden der Einsatzleitwagen und Stab des Landkreises sowie die Kreisbrandmeister-Organisation mit entsprechender Technik und Zugängen ausgestattet, um
verschiedenste Kennzahlen zum Ereigniszeitpunkt zu sichten und die kommunalen Feuerwehren beraten zu können. „Dabei sind neben Vegetationsdaten auch Temperaturen, Windgeschwindigkeiten und weitere Parameter live abrufbar“, erläutert Alexander Beck. Gleichzeitig werden die Brände aufgezeichnet und können im Nachgang für die die Optimierung von Einsatzabläufen genutzt werden.
Insgesamt hat der Landkreis Harz etwa 40 000 Euro investiert und wird dieses System ab 2023 nutzen und weiter testen. Vorstellbar sind weitere Anwendungsfälle und die Zusammenarbeit mit den Umwelt- und Naturschutzbehörden des Landkreises, um auch hier datenbasierte Entscheidungen treffen zu können.
Harzkreis-Landrat Thomas Balcerowski sieht in dieser technischen Aufrüstung einen Quantensprung bei der präventiven Waldbrandbekämpfung im Landkreis Harz – und dort vor allem in den geografisch bedingten oftmals unzugänglichen Wäldern. Das weltraumgestützte Frühwarnsystem soll helfen, Brände schneller zu erkennen und die Rettung deutlich schneller in Gang zu setzen. „Dieser Zeitvorteil hilft, Brände zügiger zu löschen, um die Natur aber auch Mensch und Material zu schonen.“