Nach den letzten Waldbränden vor allem am Brocken wächst die Sorge vor verheerenden Feuerkatastrophen im Harz. Sachsen-Anhalt will sich deshalb dafür starkmachen, dass Waldbrände in Deutschland künftig schneller erkannt und bekämpft werden können. Am Samstag hat ein einberufender Runder Tisch mit Vertretern aus Feuerwehr, Ministerien, Waldbesitzern und Nationalpark strategische Eckpunkte für künftigen Brandschutz und die Brandbekämpfung erarbeitet.
Forstminister Sven Schulze (CDU) kündigte an, in Bezug auf unwegsame Gebiete im Harz Löscheinsätze verstärkt mit Hubschraubern zu ergänzen. Diese könnten relativ schnell große Mengen Wasser an den Brandort bringen. Hier gelte es nun zu prüfen, inwieweit sich die in Sachsen-Anhalt verfügbaren Hubschrauber für Löscheinsätze eignen. “Da sollte man vielleicht auch die Bundeswehr ins Boot holen”, meinte der Minister. Hier werde er länderübergreifend und auf Bundesebene Gespräche führen, um im Brandfall mit der richtigen Technik effektiv handeln zu können. “An Löschwasser wird es jedenfalls nicht mangeln”, wobei Schulze auf die Rappbodetalsperre oder das Wendefurther Pumpspeicherbecken verwies, wo fliegende Wasserbehälter aus der Luft befüllt werden könnten.
Kamerasysteme sollen Harz beobachten
Der Runde Tisch hatte sich außerdem dafür ausgesprochen, zu prüfen, inwieweit das Waldbrandlagezentrum in Annaburg auch den Harz ins Visier nehmen kann. Mit Künstlicher Intelligenz und Kamerasystemen würden hier bislang nur andere Waldgebiete Sachsen-Anhalts beobachtet. Das liege an der Topografie des Harzes, “dass mit Kameras eben nicht in jedes Tal hineingeschaut werden kann”, sagte der Forstminister. So sei es im Harz aufgrund der Berge und Täler nicht immer ganz einfach, Brände sofort zu lokalisieren, selbst wenn sie relativ schnell gemeldet werden. Doch dieser Annahme gab der Runde Tisch einen vorsichtigen Korb. “Experten glauben, dass es Möglichkeiten gibt”, ergänzte Schulze. Und sollte sich das bestätigen, wolle er dafür sorgen, dass “das System zur Waldbrand-Früherkennung auch für den Harz zum Einsatz kommt.”
Brandschutz und Brandbekämpfung im Harz – da müsse vor allem auch länderübergreifend gehandelt werden, so Schulze. Ziel sei es, Brände schneller zu erkennen und zu bekämpfen. Deshalb werde Schulze die Erkenntnisse aus dem Runden Tisch mit in die Sonder-Agrarministerkonferenz am kommenden Montag nehmen, deren Vorsitz der Landwirtschafts- und Forstminister aus Sachsen-Anhalt derzeit innehat. Schulze plädierte für eine gemeinsame Strategie von Bund und Ländern. “Brandbekämpfung darf nicht an Kosten scheitern”, forderte der Minister.
Feuerwehr spricht von jahrelangen Problemen
Dem Vernehmen nach sind durch den Runden Tisch die zuständigen Bereiche und deren Verantwortliche wieder enger zusammengerückt. Denn zuletzt bemängelte etwa der Kreisbrandmeister, Kai-Uwe Lohse, eine “nicht optimale Kommunikation mit dem Nationalpark Harz.” Darauf reagierte dessen Leiter, Roland Pietsch, teils mit Verständnis: “Ich glaube, das ist etwas hochgekocht bei Absprachen auf Organisationsebene. Deshalb werden wir uns nun zusammensetzen und überlegen, wie wir die Kommunikation insgesamt verbessern können”, so Pietsch.
Neben der Ausrüstung der Feuerwehren sind Kommunikation und Koordination das A und O bei Löscheinsätzen. Daran haperte es beispielsweise auch beim Feuer an den Steilhängen der Rosstrappe, wo es vor zwei Jahren tagelang brannte. Es hagelte Kritik an nicht funktionierenden Meldeketten oder an der Löschwasserversorgung.
Lohse erwartet, dass “in schwer zugänglichen Gebieten endlich Löschwasserdepots angelegt werden” und hatte eine “eine praktikable Unterstützung aus der Luft” gefordert. Dazu zählten Aufklärungsflüge, bei denen von Niedersachsen aus auch Waldgebiete im Ostharz beobachtet würden. Hinzu kämen Löscheinsätze mit zweckmäßigen Hubschraubern.
Auch damals nach dem Brand an der Rosstrappe gab es auswertende Gespräche mit dem Ziel, bei Waldbränden künftig besser gewappnet zu sein. Doch warum ist man seitdem gefühlt keinen Schritt weitergekommen? “Das kann ich ganz konkret sagen”, so der Harzer Landrat Thomas Balcerowski (CDU). “Unsere Ansprechpartner damals hatten das anscheinend nicht so ernst genommen wie die heutigen Verantwortlichen. Damals verteilte die frühere Umweltministerin Claudia Dalbert Babybecken zur Brandbekämpfung in Schierke. Das war schlichtweg nicht zielführend.” Nun, so Balcerowski, hätte der Runde Tisch eine neue Qualität. “Doch ich sage ganz deutlich, nach den Gesprächen erwarte ich auch Taten”, so Balcerowski.
Autor: MDR Harz
Quelle: MDR Harz