Löschflugzeug statt Löschhubschrauber?
Neben den Helikoptern fordern aber auch immer mehr Experten die Anschaffung von Löschflugzeugen. Michael Goldhahn, Pilot, Fluglehrer und Geschäftsführer der Deutschen Löschflugzeug Rettungsstaffel (DLFR), plädiert seit Jahren für Löschflugzeuge: “Wir brauchen aus meiner Sicht in Deutschland mindestens sechs bis acht Löschflugzeuge. Und wenn ich hier von Löschflugzeugen spreche, rede ich von kleineren Luftfahrzeugen. Es gibt Systeme wie zum Beispiel den Air Tractor. Der kann bis zu drei Tonnen Wasser tragen, ist überall einsetzbar und kann sowohl über Wasser gleiten und das Wasser aufnehmen, als auch von Land operieren. Diese kleinen Löschflugzeuge sollten an verschiedenen Standorten in Deutschland stationiert sein und könnten dann innerhalb von einer Stunde jeden Punkt in Deutschland erreichen.”
Neben der Schnelligkeit sprechen Goldhahn zufolge aber auch die Betriebskosten der Löschflugzeuge für deren Anschaffung. “Die Eurocopter, wie sie von der Polizei betrieben werden, kosten pro Flugstunde mittlerweile etwa 5.000 Euro. Diese Hubschrauber fliegen mit maximal 500 Litern Wasser. Wenn ich jetzt einen Air Tractor nehme, der ist mit etwa 4.000 Euro die Stunde zu betreiben, kann 3.000 Liter transportieren und Waldbrände wesentlich effektiver aus der Luft bekämpfen.”
Wenn Sie den Waldbrandschutz verbessern und gleichzeitig Steuern sparen wollen, dann muss man jetzt diese Löschflugzeuge anschaffen.
Den Einsatz von Löschflugzeugen kann sich auch Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse vorstellen: “Wir brauchen entsprechende Wasserflächen für diesen Einsatz. Aber auch die sind bei uns im Bundesland zumindest vorhanden. Ich rede von Arendsee, ich rede von der Goitzsche, ich rede von Talsperrensystemen, und auch von anderen Seen, die einen Einsatz von Löschflugzeugen möglich machen.” Die Flugzeuge könnten von der Feuerwehr aber auch am Boden betankt werden, bräuchten nur kurze Start- und Landepisten, erklärt Löschflugzeugexperte Goldhahn: “Der landet, wird von der Feuerwehr in der Regel mit zwei B-Schläuchen mit Löschwasser versorgt und ist dann nach etwa eineinhalb Minuten wieder unterwegs.”
Erfahrung mit Löschflugzeugen in Sachsen-Anhalt
Ganz neu wäre der Einsatz von Löschflugzeugen in Sachsen-Anhalt nicht, erinnert SPD-Innenpolitiker Erben: “Wir hatten in unserer Gegend das schon mal. Denn in der DDR war es durchaus üblich, auch mit kleineren Flugzeugen Waldbrände zu bekämpfen.” Zum Einsatz kamen damals Maschinen des Agrarflugs der Interflug – eine Abteilung, die nach der Wende aber mangels Bedarf vollständig abgewickelt wurde.
Ein Umstand, der den Aufbau einer Löschflotte in Deutschland erheblich behindern könnte. Denn die Brandbekämpfung aus der Luft, das zielgenaue Absetzen großer Wassermassen, zählt zu den anspruchsvollsten Formen des Fliegens. Hierfür braucht es neben den entsprechenden Zulassungen auch viel Erfahrung, erklärt Goldhahn: “Die Piloten haben grundsätzlich mit erschwerten Bedingungen durch Rauch, durch vertikale Luftströmungen, durch die Hitze und durch das Feuer zu kämpfen.” Angehende Löschpiloten müssten daher im Ausland erste Einsatzerfahrungen sammeln, ehe sie dann in Deutschland fliegen könnten. Das brauche aber Zeit, so Goldhahn.
Sachsen-Anhalt muss dabei keine eigene Flotte an Löschflugzeugen anschaffen, meint Goldhahn. Es reiche aus, mit anderen Bundesländern eine gemeinsam Flotte zu betreiben. Die Initiative dafür müsse allerdings sehr wohl von der Landespolitik kommen, findet der Harzer Kreisbrandmeister Lohse: “Wichtig wäre, dass man es immer in einem Mehrfachverbund macht, um es auch entsprechend effektiv zu gestalten und die Kosten entsprechend niedrig zu halten.”
Autor: MDR Harz
Quelle: MDR Harz